Bild vom Kibo

Überschrift – Das ist der Berg

Als anständig handwerklich ausgebildeter (Gruß an René), inzwischen aber nur noch sporadisch tätiger Fotograf stand ich dummerweise vor der Wahl, deren Ausgang darüber entschied ob ich mit über einem Kilo mehr oder weniger auf den Kibo wandere. Spiegelreflex- oder Sucherkamera – das war die Frage. Beides digital und beides vorhanden.

Zur Wahl standen eine Canon EOS 40D in Kombination mit den Objektiven Canon EF 28-135 IS und Tokina 12-24 oder eben nur eine Canon PowerShot G9 ohne jegliches Zubehör.
Die, nennen wir sie mal „Profi-Ausrüstung” wiegt rund 1.800, die „Leicht-Version” nur 360 Gramm. Die kleine Sucherkamera kommt in einer entsprechend kleinen Tasche unter, die bequem am Hüftgurt des Rucksacks befestigt werden kann, während die Spiegelreflex (SLR) schon etwas mehr Platz beansprucht und bei Regen auf die Schnelle eventuell schlechter hätte verstaut werden können.

Ein Vergleich

Für die anschließende Safari spielten Größe und Gewicht natürlich keine Rolle, zumal hier auch noch ein Tele-Zoom zum Einsatz kam – man wollte den zebrafressenden Löwen ja schließlich formatfüllend abbilden :-)
Was die Bildqualität angeht, ist die große der kleinen überlegen. Die kleine Canon besitzt mit einer Auflösung von 12,1 Megapixel zwar 25% mehr Bildpunkte als die 40D, dafür erzeugt der Sensor der Großen rauschärmere Bilder, v.a. in Kombination mit den völlig überlegenen Wechselobjektiven.

In der Handhabung muss sich die Sucherkamera der Spiegelreflex geschlagen geben, vom manchmal notwendigen Wechsel der Objektive einmal abgesehen. Auf einer großen Kamera hat´s einfach mehr Platz für Knöpfe und Einstellräder, während an einer kleinen viele Knöpfe doppelt belegt sind und man sich eventuell erst einmal durch diverse Menues navigieren muss. Außerdem liegt sie, auch aufgrund des Gewichts, sehr viel besser in der Hand.
Mit der G9 fotografiert man dafür schneller. Sie ist schneller ausgepackt und schneller betriebsbereit, man sieht sich das Motiv live auf dem riesigen Monitor an, nimmt sein Bild auf und dann ist sie auch schon wieder in der Tasche verschwunden. Das Fotografieren mit einer Spiegelreflexkamera beansprucht da schon mehr Zeit: Kamera aus der Tasche fummeln, evtl. Objektiv wechseln, einschalten, Blick durch den verhältnismäßig kleinen Sucher, mit der Schärfe spielen, Belichtung genauer messen und irgendwann auslösen.

Neben dem eher technischen Kram kommen wir noch zum Thema Bildgestaltung bzw. einem sehr wichtigen Element dessen – die Schärfentiefe. An für sich bereits Gegenstand unendlicher Diskussionen unter ernsthaften Fotografen, hängt dieses so wichtige Stilmittel nicht nur von Blende, Brennweite und Distanz ab, sondern eben auch von der Größe der Aufnahmefläche und der Sensor der Canon G9 ist mit 7,6 x 5,7 Millimetern gerade mal ein Drittel so groß wie der 22,5 x 15 Millimeter messende Sensor der großen Schwester.

„Und was heißt dat nun?”, wird sich der verwirrte Leser fragen.
„Ganz einfach: mit so einem Pups-Sensor ist das Bild von vorne bis hinten scharf”, erwidert der ambitionierte Bildermacher.
„Na ist doch prima!”
„Nee, das ist total langweilig.”
„Häh?”

„Mit einer digitalen Sucherkamera ist das Spiel mit der Schärfentiefe kaum möglich. Man kann damit z.B. räumliche Tiefe andeuten oder mit selektiver Schärfe den Blick des Betrachters subtil auf die bildwichtigen Motivteile lenken.”
„Aha.”

Nun gut, zumindest die Fotografen unter uns werden mir kopfnickend zustimmen :-)

Das Ergebnis

Die Canon 40D ist mit ihren notwendigen Objektiven groß und schwer, macht aber die besseren Bilder, während die kleine Canon G9 nicht nur weniger wiegt, sondern auch noch schneller ist. Dafür kommen eben nicht so viele dolle Bilder hinten raus.

Letztendlich hatte ich mich entschieden: Die Canon 40D begleitete mich beim Auf- und Abstieg am Berg, die G9 kam einfach so mit nach Tanzania. Ausschlaggebend war der qualitative Aspekt und die Gewissheit, dass das Unternehmen ganz sicher nicht an einem Kilo mehr oder weniger scheitern würde. Selbst wenn ich fixfertig gewesen sein sollte, hätte ich die Kamera noch immer einem der Träger überlassen können.

Die Spiegelreflex kam in einer Bereitschaftstasche von LowePro unter, die am Hüftgurt des Rucksacks eingehängt und mit zwei Riemen Marke Eigenbau an den Schultergurten fixiert wurde.

Bei der Gelegenheit möchte ich auf meinen Sponsor Ingo Quendler, Inhaber von enjoyyourcamera.com, hinweisen, der mich mit Polfiltern, Gegenlichtblende und weiterem Zubehör ausstattete. Vielen Dank nochmal.