Noch bevor die aufgehende Sonne unsere Zeltspitzen streift, sind wir bereits auf den Beinen. Ich habe gut geschlafen, von einigen Schnarchattacken meines Zeltgefährten abgesehen – dummerweise waren durch die Kälte meine Wachs-Ohrstöpsel angefroren und ich durfte sie erst einmal weichkneten. Draußen sind es knapp 3 °C und um das Camp herum deutlich Schakalspuren zu sehen.
Es wird eine anfangs sehr schöne Tour, die Sonne scheint und wir bemerken, dass die Vegetation langsam aber sicher in eine Steinwüste übergeht. Im Shira II Camp (3.900 m) tragen wir uns nicht nur wieder einmal in das Tourbuch ein, sondern genießen auch den grandiosen Blick über die Wolken, das Tal unter uns und den Mount Meru in der Ferne.
Jamaica führt uns zu einem Abstecher zum Lava Tower Camp auf 4.600 Meter Höhe, gemäß dem Grundsatz dem Grundsatz „Walk high – Sleep low”. Bis jetzt scheint keiner von uns ein Problem mit der Höhe zu haben, von einer gewisen Kurzatmigkeit ´mal abgesehen.
Wir hätten uns zu diesem Zeitpunkt übrigens auch für eine Besteigung per Western Breach Wall entscheiden können, die 1978 erstmals von Reinhold Messner begangen wurde. Entgegen anderslautenden, geheimnisumwobenen Infos ist diese Strecke im Prinzip immer frei (denn sind wir mal ehrlich: wer will einen Touri denn daran hindern?) und zu dieser Jahreszeit auch nicht unsicherer als andere Aufstiegswege, einzig die zu kurze Akklimatisationszeit spricht gegen diese elegante Abkürzung.
Doch wir bleiben vernünftig, verweilen eine halbe Stunde im Camp und steigen dann sehr schnell zum Barranco Camp ab, um noch vor Sonnenuntergang dort anzukommen. Zu schnell für mich, wie mir später Blasen an Füßen und (aufgrund des Stockeinsatzes) Händen zeigen.
Das unebene Camp ist relativ voll und da unter uns sind die Lichter von Moshi sichtbar sind, wage ich schüchtern den ersten Mobilfunknetzaufbauversuch. Leider umsonst :-)
Jamaica behandelt nach dem Essen meine riesige Blase an der linken Ferse mit irgendeiner Zaubersalbe, die – kaum zu glauben – auch wirkt und ich für den Rest der Tour schmerzfrei weitergehen kann. Der heutige Tag hat mich bereits in Richtung meiner körperlichen Grenzen geführt und ich falle totmüde ins Zelt, wo ich es nur noch schaffe, letzte Notizen in mein Reisetagebuch zu kritzeln. Leider bringt mich später eine vestopfte Nase um den wohlverdienten Schlaf.