Diese Nacht schlief ich sehr schlecht, was nicht an der Kälte (ich lag zum ersten Mal mit Inlett und langer Unterhose im Schlafsack), sondern an der dauerverstopften Nase lag. Da kommt es mir gerade recht, dass wir als beinahe letzte Gruppe losgehen, denn der Weg ins Karanga Camp ist keine fünf Kilometer lang, s.d wir uns Zeit lassen können.
Die ca. 200 Meter hohe Great Barranco Wall wird in Reiseführern als einzige Kletterpartie während einer Kilimanjaro-Besteigung beschrieben und ich war tatsächlich etwas gespannt. Wie sich schnell herausstellt v öllig umsonst, denn der Aufstieg ist nicht schwierig und die laute Nordamerikanerinnen-Girlie-Gruppe vor uns zieht eine lange Warteschlange hinter sich her. Vielleicht liegt´s daran, dass niemand die Mädels darauf hinwies, die Ski-Stöcke (!) nicht zu benutzen ;-)
Bereits nach vier eher entspannten Stunden kommen wir im pflanzenfreien Karanga Camp an. Die Aussicht ist phantastisch: hinter uns der teilweise vereiste Berg und vor uns ein nicht enden wollendes Wolkenmeer. Wie nach jeder geschafften Tages-Etappe schlägt Jamaica jedem seiner Schützlinge die Hand mit einem trockenen „Good job” ab.
Nach der Ankunft in einem Camp bekommen wir übrigens immer zwei Schüsselchen warmes Wasser, was für Hände- und Gesichtwaschen ausreichen muss, doch heute nutze ich die Zeit und das schöne Wetter (27 °C) und wasche sogar meinen Oberkörper. Dummerweise verwechselt einer der immer anwesenden Geierraben die Seife mit Futter und ich sehe nur noch im Augenwinkel einen großen Vogel mit einem dicken orangenen Klumpen im Schnabel davonfliegen. Er wird sich noch wundern!
Der Seifenklauvorfall hebt meine ohnehin sehr gute Stimmung; ich habe Hunger, keinerlei Höhensymptome, mein Fuß bleibt schmerzfrei und ich schaffe es nicht nur, auf knapp 4.000 Meter Höhe eine SMS in die Heimat zu verschicken, sondern auch eine schnelle Antwort zu erhalten.
Ich bin mir schon sicher, dass dieser Tag nicht mehr getopt werden kann, da serviert mit Melchior eine eigens für mich zubereitete Pizza! Da frage ich mich, wofür sich andere Gruppen zusätzlichen Luxus in Form von Tischen und Stühlen hochschleppen lassen – alles nutzlos ohne einen Koch wie Abel.
Während der allabendlichen Besprechung verrät uns Jamaica übrigens, dass er von einer erfolgreichen Gipfelbesteigung der unserer kleinen Gruppe ausgeht. Ich vertraue auf seine Erfahrung und gehe satt und zufrieden ins warme Bettchen.