Über den heutigen Tag gibt es nur wenig zu berichten. Wir kommen noch vor dem Mittagessen im weitläufigen felsigen Barafu Camp an. Hinter jedem dicken Felsbrocken verstecken sich Zelte und es gibt kaum eine ebene Fläche.
Doch unsere Jungs schaffen es einmal mehr, ein ansprechendes Plätzchen mit freiem Blick auf den Mawenzi zu finden.
Bis heute lief die Tour ohne Probleme (von einer mit Kohletabletten beherrschbaren Diarrhoe abgesehen), doch kaum hatten wir das Camp betreten, bekam einer nach dem anderen leichte Kopfschmerzen – laut Jamaica völlig normal. Eine Paracetamol je Nase später machten wir uns ohne Gepäck auf eine Höhe von knapp 5.000 Meter los, als Probeaufstieg quasi.
Im Lager erwartet uns als Belohnung ein leckeres Lunch, bestehend aus Käse-Tomaten-Toasts und Jamaicas Zauberhöhenverträglichkeitstrunk, der sich als Malven-Tee entpuppt. Alle sind bester Laune und ich schaffe es nach Hause zu telefonieren (während in meinem Kopf die Gebühren rattern ...).
Später am Abend fühle ich mich nicht ganz so wohl, mir wird immer wieder etwas übel, doch das scheint zur Höhenanpassung dazuzugehören. Unser Guide bespricht vor dem Abendessen mit jedem einzeln die Packliste für den großen Tag. Außer dem Nötigsten wie Schlafsack und Isomatte, werden wir nur so wenig Kleidung wie möglich mitnehmen, denn außer Jamaica und Joaquin begleiten uns nur Abel und Melchior mit hinauf, und die sollen natürlich nicht unnötig Gepäck mitschleppen.
Im Gegensatz zu anderen Wanderern starten wir unseren Gipfelsturm nicht mitten in der Nacht, sondern steigen gut ausgeschlafen auf, da wir nicht vor Sonnenuntergang wieder zurück sein müssen. Desweiteren vereinbaren wir bereits heute, dass wir, die nötige Ausdauer vorausgesetzt, zuerst auf den Gipfel und dann runter in den Krater gehen.
Eigentlich war die umgekehrte Reihenfolge geplant – im Nachhinein gesehen war unser Vorgehen sehr weise.
An diesem Abend krieche ich mit einem mulmigen Gefühl in den Schlafsack ...