„Schrecklichste Nacht meine Lebens”, steht in meinem Notizbuch.
O.K., ganz so schlimm war es nun doch nicht.
Aus Respekt vor der Kälte kamen wir bereits am Vortag auf die wenig glohrreiche Idee, die Kraternacht zu dritt im Zweierzelt zu verbringen.
Zusätzlich bin ich mit allem, was ich dabei hatte in den Schlafsack geschlüpft: Thermoinnensack, Seiden-Inlett, Merino-Unterhose, Jogging-Hose, zwei Oberteile UND! Mutters Angora-Nierenwärmer. Und was war das Ergebnis? Viel zu warm, viel zu eng und viel zu feucht ...
In dieser Nacht schlief ich höchstens eine Stunde, denn wegen meiner dauerverstopften Nase bekam ich kaum Luft, gegen Morgen kamen noch Nasenbluten und leichte Kopfschmerzen dazu. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus , s.d. ich noch vor Sonnenaufgang aufstand und teetrinkend herumlief.
Keine Ahnung ob ich wegen meiner fehlenden Brille oder wegen der Höhe alles doppelt sah :-)
Doch der noch warme Tee vom Vorabend half, und als die ersten Sonnenstrahlen mein Gesicht streiften, ging es mir wieder ausgezeichnet.
Nach und nach kriechen auch die anderen aus den Zelten. Da bei Monika die Höhe voll zugeschlagen hat, verzichten wir auf eine Erkundung des Reusch-Kraters und steigen sofort ab.
Ab Stella Point geht es schnell abwärts – wo wir uns gestern noch in Schlangenlinien den Berg hochkämpften, geht es jetzt im Sprint geradewegs runter. Nach einer kurzen Pause im Barafu Camp rennen wir weiter ins leere Millenium Camp, wo es neben Cola auch erste „Ich-habe-es-geschafft-Shirts” zu kaufen gibt.
Heute lohnen sich die Trekking-Stöcke das erste Mal richtig, denn ohne sie würde man kaum so schnell und unverletzt den abschnittsweise sehr steilen
Weg runterkommen. Leider bleibt dabei auch kaum Zeit, die Landschaft und zunehmende Vegetation zu genießen.
Nach gesamt sieben Stunden kommen wir durchgeschwitzt im sehr feuchten und sehr belebten Mweka Camp an, das mitten im Regenwald liegt. Ein letztes
Mal im unbequemen Zelt sitzend, im schwachen Schein einer kleinen Kerze ein reichhaltiges Mal zu sich nehmen und wehmütig an die Strapazen der vergangenen
Tage und den persönlichen
Triumph der erfolgreichen Bergbesteigung nachdenken ...